Rückblick
Konvoi 5: Fahrt in die Ukraine – Hilfsgüter für ein Kinderheim
09. bis 11. Mai 2022
Die vergangenen Tage und Wochen vor Abfahrt am 9. Mai 2022 zu einem ehemaligen Gutshof am Rande einer kleinen Ortschaft südlich der Stadt Lwiw (Lemberg) in der Ukraine waren geprägt von viel Organisation, Beschaffen und Verpacken zahlreicher Hilfsgüter
Über einen Kontakt aus der Nähe von Krakau in Polen erfuhren wir von dem Ort, an dem geflüchtete Waisenkinder untergekommen und ein Kinderheim entstanden ist. Wir wurden gefragt, ob wir nicht helfen könnten. Von den Bildern und den Schilderungen waren wir sehr ergriffen und wollten helfen!
Die Hilfsgüter
Durch den engen Kontakt zu einem Lehrer vor Ort wussten wir genau, welche Hilfe benötigt wird. Wir erfuhren, dass es lediglich zwei Duschen für derzeit rund 150 Kinder gibt und es auch ansonsten an Sanitäranlagen mangelt. Darüberhinaus benötigte das Kinderheim Gartenmobiliar, Spielplatzgeräte und Baumaterial.
Dank der Unterstützung zahlreicher Unternehmen und SpenderInnen konnten wir sechs Komplettduschen, 15 Waschbecken mit Armaturen, Fliesenkleber, Wandfarbe, zwei Schaukeln, zwei Sandkästen, mehrere Picknickgarnituren, Spielzeug, Bastelmaterial und einiges mehr mitnehmen. Insgesamt hatten wir ca. 2,5 Tonnen Material geladen.
Aufgrund der Kontrollen und langwierigen Formalitäten an der Grenze, für die wir fast 3 Stunden benötigten, mussten wir vorab alle Pakete wiegen, mit einem mehrsprachigen Label versehen und Packlisten führen. Zudem benötigten wir eine offizielle Einladung einer ukrainischen Behörde.
Unsere gründliche Planung und Vorbereitung ließ uns, zumindest was die Ladung anging, mit einem guten Gefühl starten.
Die Fahrt
Da es mit einem geliehenen Fahrzeug, aufgrund der Versicherung, nicht möglich gewesen wäre in die Ukraine zu fahren und wir (noch) kein eigenes Fahrzeug haben, musste eine Lösung her. Nach einwöchiger Recherche und vielen Telefonaten bekamen wir das Angebot, in Polen ab Krakau von einer evangelischen Kirchengemeinde ein, extra für Fahrten in die Ukraine angeschafftes Fahrzeug, zu nutzen.
Nach 12 stündiger Fahrt konnten wir das Fahrzeug unkompliziert und vertrauensvoll entgegen nehmen und fuhren mit zwei Fahrzeugen weitere 2,5 Stunden bis kurz vor die polnisch ukrainische Grenze, nach Jarosław, wo wir unser zweites Team, das mit einem privaten PKW mit großem Hänger etwas vor uns gestartet waren, trafen. An unserem Hotel mussten wir schließlich, kurz vor Mitternacht, noch die Hilfsgüter von dem deutschen Transporter in das andere polnische Fahrzeug umladen.
Am nächsten Morgen erwarteten uns lange Autoschlangen an der polnisch ukrainischen Grenze Korczowa-Krakowez. Nach aktuellen Informationen reisen derzeit ca. 20.000 Flüchtlinge von Polen zurück in die Ukraine.
Nach den langwierigen Grenzkontrollen erreichten wir die Ukraine. Neben den regelmäßigen Soldaten, die vor allem Brücken bewachten, fielen die Barrikaden auf, die praktisch vor jeder Siedlung und an jeder relevanten Straße darauf warteten durch ukrainische Soldaten besetzt und damit die Durchfahrt kontrollieren und blockieren zu können. Vereinzelt sahen wir Militärfahrzeuge.
Neben teils moderner Infrastruktur, vor allem im Bereich der Metropole Lwiw, kontrastierten die ärmlichen Siedlungen und Dörfer auf dem Land. Pferdekutschen, Vieh und Landwirtschaft mit Roß und Pflug prägten das Bild. Die Vegetation war üppig und vermittelte ein Gefühl von heiler Welt. In jedem Dorf waren unzählige Störche zu beobachten.
Da die Straßen fast nur aus Schlaglöchern bestanden, war ein schnelles vorankommen unmöglich. In Schlangenlinien, um den größten Kratern auszuweichen, benötigten wir für die 150 km ins Landesinnere fast 4,5 Stunden. Während der Fahrt beobachteten wir, dass alle Tankstellen, an denen wir vorbei fuhren, teilweise kein Benzin und erst recht kein Diesel mehr hatten. Erst nach zwei Stunden fuhren wir zufällig an einer Tankstelle vorbei, an der sich eine lange Schlange bildete. Sicherheitshalber tankten wir den PKW noch einmal voll.
Das Kinderheim
Wir erreichten das Kinderheim, welches erst seit kurz nach Kriegsbeginn existiert und derzeit rund 150 geflüchtete Waisenkinder zwischen 1,5 und 6 Jahren aus Mariupol und anderen umkämpften Regionen, beherbergt. Ein Großteil der Kinder haben geistige oder leichte körperliche Behinderungen. Einige sind Autisten. Viele BetreuerInnen sind mit den Kindern geflohen und kümmern sich jetzt an diesem Ort um das weitere Wohlergehen der Kinder.
Der ehemalige Gutshof, mit einer wunderschönen weitläufigen Parkanlage, war bis vor zwei Jahren ein Sanatorium für tuberkulose kranke Kinder und sollte als Altenheim weiter genutzt werden. Aufgrund des Kriegs dient die Gutsanlage nun einem Kinderheim und wird vom Oblast Lwiw, im Rahmen der derzeitigen bescheidenen Möglichkeiten, unterstützt, ist aber auf Spenden und weitere Hilfen angewiesen.
Die Begrüßung war sehr herzlich und in dieser, auch für uns besonderen Situation, eine Freude. Alles wirkte, trotz der einfachen Gegebenheiten, strukturiert und organisiert. Wir spürten sofort, dass es sich gelohnt hatte, die lange Fahrt bis hierher auf sich zu nehmen.
Wir entluden, mit tatkräftiger Hilfe von Olha, der Leiterin des Kinderheims und den anderen Helfern die Fahrzeuge und merkten die Freude, als die mitgebrachten Güter begutachtet und der genaue Lagerort eruiert wurde.
Nach dem Abladen durften wir in das Wohngebäude und den Kindern, die bis dahin noch ihr Mittagsschläfchen machten, ein Geschenk überbringen. Nach einem spontanen Spendenaufruf hatte Ralf Eisenhut unzählige, mit Spielzeug und Süßigkeiten befüllte Rucksäcke gesammelt und so hat jedes Kind einen Rucksack von uns erhalten. Die Freude und die glücklichen Kinderaugen waren unermeßlich und herzzerreißend. Wir hatten alle Tränen in den Augen.
Während die Kinder, nach dem obligatorischen Töpfchengang und dem anschließenden Apfelschnitz im Park spielen durften, hatten wir Gelegenheit, uns die Gutsanlage genauer anzusehen. Die Mängel und der Renovierungsbedarf wurden, trotz allem, was bereits in die Wege geleitet wurde, schnell offensichtlich.
Das Wohngebäude ist ohne Heizung. Ein weiteres Wohngebäude ist derzeit noch nicht bewohnbar und es wird Platz für weitere 50 bis 100 Kinder benötigt, das Wirtschaftsgebäude wird genutzt, aber noch sehr spartanisch, das Schulgebäude wird bereits renoviert und Material dafür ist vorhanden.
Die Rückfahrt
Die Rückfahrt verlief ohne Probleme. Auffallend war die schier endlose Schlange an LKWs, die fast 30 Kilometer lang war. Es bewegte sich nichts vorwärts. Wir vermuten, dass der Spritmangel dafür der Grund war. Insgesamt betrug die Fahrzeit fast 40 Stunden an drei Tage. Wir legten ca. 3.000 km zurück.
Unser Fazit
Wir sind froh, dass wir die Fahrt in der Form unternommen haben und uns vor Ort persönlich ein Bild von der Situation gemacht haben. Wir können uns somit darauf verlassen, dass die Hilfe genau dort ankommt, wo sie so dringend benötigt wird. Das Kinderheim ist schon jetzt, auch wenn noch viel gemacht werden muss, ein wunderbarer Ort für die Kinder. Sie sind in Sicherheit und werden liebevoll umsorgt!
Weitere Hilfen sind nötig. So benötigt das Kinderheim eine funktionierende Heizanlage (Photovoltaik), Fallschutzmatten für die Kinderspielgeräte, Küchenmobiliar, Mülltonnen, finanzielle Unterstützung für den täglichen Bedarf und für Renovierung/Baumaterial.
Unsere Unterstützer
Wir waren wieder einmal überwältigt von der großen Hilfs- und Spendenbereitschaft für das Kinderheim.
Unser ganz besonderer Dank gilt: Gemeinde Sigmarszell, Kinderbrücke Allgäu, Zahnärzte im LuKi2, Kübler Holz, Blickle Kinderhaus, OBI Lindau, Raaf Gebäudetechnik, SG Argental, Swiss Eco Products GmbH, Steig Apotheke, Ralf Eisenhut – Bodolzer Dorfstüble und bereits jetzt bedanken wir uns bei der angekündigten Unterstützung der Bianca Vetter Foundation und H.O.P.E. – we help children.
Vielen Dank für diese und die zukünftige Unterstützung!
23. April 2022
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Ausblick
21. Mai 2022
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21. Mai 2022
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In KW 19
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In KW 19 organisiert die Realschule im Drei-Länder-Eck einen Spendenlauf zu Gunsten unseres Vereins. Wir bedanken uns schon jetzt für die Unterstützung und wünschen erfolgreiches und fröhliches Runden drehen für die gute Sache!